Einblick in die Geschichte der Astrologie
Claudius Ptolemäus legte wichtige Grundlagen für die moderne Astrologie (Bildquelle: Wikimedia Commons; Gemälde von Joos van Ghent und Pedro Berruguete, ca. 1476)
Astrologie - bereits seit Jahrtausenden
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Antike
Astrologie - diese uralte Erfahrungswissenschaft - manche nennen ihre Ausübung
auch eine Kunst -, deren älteste bekannte Wurzeln bei den Babyloniern liegen, reicht
mindestens 3000 Jahre zurück. Die längste Zeit war sie eins mit der Astronomie, und
während diese den gestirnten Himmel beobachtete und berechnete, wie der Lauf der
Lichter (also Sonne und Mond) und Planeten sich vollzog, war es die Astrologie, die
die praktische Anwendung darstellte. Und ebenso alt wie der erste Versuch, aus dem
Lauf der Gestirne Rückschlüsse auf den menschlichen Charakter, den Lebenslauf und
der gesamten weltlichen Geschicke zu ziehen, ist auch die Kritik an der Astrologie.
Selbst viele Argumente der Kritiker haben sich über die Jahrtausende kaum verändert,
wie man aus alten Schriften, beispielsweise von Firmicus Maternus, der seine
acht Bücher im 4. Jahrhundert n. Chr. veröffentlichte, ersehen kann. Aber auch die
Faszination für die Astrologie, und immer wieder die Erlebnisse der Evidenz, dass
wirklich erlebbare, nachvollziehbare und eindeutige Zusammenhänge zwischen Schicksal
und Charakter mit dem Lauf der Gestirne zu erkennen sind, reicht in die Anfangstage
zurück.
Erst in jüngerer Zeit wurde bekannt, dass selbst der berühmte Galileo Galilei Horoskope stellte, für sein eigenes Horoskop liegen eigenhändige Geburtszeitkorrekturen vor. (Gemälde von Justus Sustermans, 1636)
Renaissance und Aufklärung
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Blütezeiten der Astrologie und andere
Zeiten, in denen astrologisches Gedankengut unterdrückt wurde. Mal galt sie als die Wahrsagerei
der Jahrmärkte, mal ließen sich sogar Päpste, Könige und auch moderne bekannte Staatsmänner
von Astrologen beraten, oder waren sogar selbst der Deutung von Horoskopen
kundig. Die letzte große Blütezeit vor unserer Moderne fand ab der Renaissance bis ins
17. Jahrhundert statt, sogar viele Natur- und Geisteswissenschaftler waren hier astrologisch tätig.
Berührungsängste zwischen diesen Wissenschaften und der Astrologie waren viel geringer als in .
heutiger Zeit. Ausgerechnet die sogenannte
Aufklärung war es, die der Astrologie für lange Zeit den Boden entzog, da hier nur das
galt, was nach mathematischen und naturwissenschaftlichen Kriterien belegbar und
beweisbar war. Da der "Beweis" der Astrologie jedoch oft auf der subjektiv erlebten
Stimmigkeit beruht, und auch mit heutigen statistischen Mitteln nur unter großen Schwierigkeiten
zu führen ist, wurde sie zunehmend despektierlich behandelt.
19. und 20. Jahrhundert
Das ausgehende 19. Jahrhundert brachte die Kehrtwende. Es war nicht nur die Theosophie,
also die Zuwendung des Westens zu den indischen und tibetischen religiösen Weisheiten,
sondern auch die Entwicklung der Psychologie, die der Astrologie neuen Auftrieb gaben, da
auch dieses Bereiche waren, die sich der naturwissenschaftlichen Beweisbarkeit
entzogen, und deren Erfolg schlichtweg auf dem Erlebnis tatsächlicher Hilfe und Erfüllung
beruhte. Es verwundert somit kaum, dass sowohl Theosophie
als auch Psychologie starken Einfluss auf die moderne Astrologie nahmen, wenn auch weit
weniger bekannt ist, wie stark astrologisches Denken, vor allem durch den Astrologie-Kenner
C. G. Jung, in die Psychologie Eingang fand.
Gegenwart
Diese zwei Säulen der modernen Astrologie>, die - inzwischen wieder zu Ehren
gekommene - traditionelle Astrologie, in der sich der Erfahrungsschatz vieler Jahrhunderte
verdichtete, als auch die psychologische Astrologie sind die hauptsächlichen Bereiche,
derer ich mich bediene. Mit der gebotenen Umsicht sind hiermit sowohl sehr tief gehende und
eindeutige Charakterbeschreibungen möglich, aber auch der Verlauf von Ereignissen kann
verstanden und in gewissem Maße auch erfolgreich prognostiziert werden.
Fundiert - Viele berühmte Gelehrte waren auch Astrologen
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Die Medizin des Paracelsus wäre ohne Astrologie undenkbar gewesen (Gemälde von Augustin Hirschvogel, 1538)
Die ältesten astrologischen Werke, die heute noch Beachtung in der Astrologie finden, bzw.
deren Inhalte in andere, modernere Bücher mit eingeflossen sind, stammen von den Griechen.
Hier ist zunächst Phytagoras hervorzuheben, heute noch durch seine mathematischen "Sätze
des Phytagoras" bekannt, doch war er es auch, der das, für lange Zeit allgemein akzetpierte,
geozentrische Weltbild entwickelte, das bis zu Kopernikus Bestand hatte, und heute in der
Astrologie immer noch Gültigkeit besitzt, denn: in der Astrologie steht der Mensch und die
Erde im Mittelpunkt der Betrachtung - wir leben ja schließlich nicht auf der Sonne - insofern
werden die Horoskope selbstverständlich ebenso auf die Erde zentriert berechnet.
Weiter ist besonders Hippokrates hervorzuheben, der einst sagte: "Ein Mann, der
unbekannt mit der Astrologie ist,verdient eher den Namen eines Toren als den eines Arztes".
Werke eines - ebenso allgemein bekannten - griechisch-ägyptischen Gelehrten, Ptolemäus
sind auch heute noch Grundlage der astrologischen Arbeit. Viele weitere können genannt werden,
sind aber heute hauptsächlich unter Fachleuten noch bekannt.
Der berühmte Astronom Johannes Kepler machte sich auch als Astrologe sehr verdient. (Bildquelle: AstroWiki, © Oberösterreichisches Landesmuseum Linz)
Im Mittelalter gibt es wieder viele Größen, die Wertvolles zur Astrologie beitrugen, hier sind
zu nennen: Thomas von Aquin, von dem der berühmte Ausspruch stammt: "Die Sterne machen
geneigt, aber sie zwingen nicht"; Paracelsus, der die Medizin des Spät-Mittelalters stark
bestimmte, aber auch Albertus Magnus soll hier erwähnt werden. In der Renaissance
erlebte die Astrologie eine Blüte sondergleichen, hier gehörte es fast schon zum guten Ton,
Astrologen zu sein, und viele wichtige Schriften stammen aus dieser Zeit.
Auch eingefleischte Astrologiegegner können nicht leugnen,
dass auch Geistesgrößen wie Galileo Galilei, Philipp Melanchthon und
Johannes Kepler ausgiebig astrologisch tätig
waren, und teilweise sogar eifrig auf dem Gebiet forschten.
Dies sollen nur ein paar Beispiele sein, aber sie demonstrieren: die Astrologie war durchaus
keine Randerscheinung, die nur von einzelnen Spinnern betrieben wurde, wie es heute gerne
dargestellt wird, sondern eine sehr geachtete Wissenschaft und Kunst, die auch von in anderen
Bereichen ernst zu nehmenden Persönlichkeiten, die sich auf die Astrologie beriefen. Genannt sei hier
vor allem der Psychologe C.G. Jung, dessen Lehre, beispielsweise die Archetypen,
teilweise auf astrologischem Wissen fußt. Er hat durch seine Arbeiten wesentliche Grundlagen für die
heute verbreitete psychologische Astrologie gelegt.